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Liebe Leser und Leserinnenbild pastorin

Es gibt einen Punkt, da kommt man nicht umhin, sich zu entscheiden. Wir erleben das gerade aktuell in der Debatte um den Klimaschutz. Sechs Jahre und ein paar Monate bleiben noch für das 1,5-Grad-Ziel und die Chance, dass hier in Ostfriesland nicht dauerhaft Land unter ist (Stand 2023). Mit den Zahlen, die ich lese, dem Bericht des „Club of Rome“ vom letzten Jahr verstehe ich absolut, warum immer mehr Menschen in den zivilen Widerstand gehen. Angst, Wut und Hilflosigkeit sind starke Gefühle. Und die ersten Kippelemente im Erdklimasystem sind ja bereits gefallen.

Ein ebenso starkes Gefühl ist jedoch die Hoffnung. Wie stark Hoffnung sein kann, wird für mich besonders sichtbar in ihrem Symbol: Wie ein Anker gräbt sich die Hoffnung tief in mich ein, lässt mich nicht los – auch im Sturm bleibt sie fest. Wie gut, dass es die Hoffnung gibt. Es braucht sie dringend in unserer Zeit, bei jedem Blick in die Nachrichtensendungen oder die Zeitung oder aus dem Fenster.

Hoffnung für mein Leben finde ich in Gottes Zusagen. Ganz verschiedene Versprechen können wir in unserer Bibel finden. Gerade im Moment begleitet mich immer wieder ein Vers aus dem 1. Buch Mose: Solange die Erde besteht, werden nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht (1Mose 8,22). Dieser Vers ist mehr als ein „Vielleicht“ – das allein ja schon ausreichte um die Bewohner Ninives im Buch Jona zum Perspektivwechsel und zum Handeln zu bringen. Wieviel mehr ist da vielleicht einem solchen Versprechen zuzutrauen?!

Ich merke wie mir die Zahlen und Berichte zur Klimakrise immer noch Angst machen, genauso wie die Frage, ob ich mir mein Leben in Zukunft noch so vergleichsweise behaglich einrichten kann wie im Moment. Angst und Sorge sind immer noch in meinem Kopf, aber diese Gefühle sind da nicht alleine. Die Hoffnung in mir ist lauter geworden. Und auch hier finde ich Berichte und  Zahlen in den Medien: Von Menschen, die auf die Straße gehen weltweit. Von Menschen, die sich politisch engagieren. Von Menschen, die die unangenehme Wahrheit immer weiter laut aussprechen. Von Menschen, die beginnen um-zudenken und anders zu handeln. Hoffen ist ein Tu-Wort.

Was mir fehlt, ist ein großer Wandel in Politik und Wirtschaft, nicht nur in Deutschland, sondern weltweit. Aber ich habe Hoffnung, dass es noch Zeit ist, dass dieser Wandel kommen wird. Denn das Leben mit Gott, das Leben im Glauben ist ein Heraustreten aus alten Zusammenhängen, ein Verlassen vertrauter Standpunkte, ein Einnehmen einer neuen Perspektive. Das ist eine Konsequenz des Glaubens: Wir werden andere Menschen, weil sich unsere Maßstäbe ändern.

Oder vielleicht wird Gott irgendwie anders ihr Versprechen wahrmachen – auch wenn ich mit meinem menschlichen Verstand nicht weiß wie. So will ich meinem Gott vertrauen, der mich kennt und die mir ins Gesicht schaut und mir sagt: „Ich werde immer deine Zukunft sein. Darum lebe und sei getrost.“

Ihre Dagny Weyermanns

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